Zeitzeuginnen über Initiativen der Frauenbewegung in Innsbruck zu Selbstbestimmung und Frauenbewegung im Zuge der 68er-Bewegung
Innsbruck, am 17.04.2018 – Selbstbestimmung über den eigenen Körper war ein zentrales Thema der Neuen Frauenbewegung, die in den 1970er- und 1980er-Jahren in Folge der 68er-Bewegung auch Tirol und Innsbruck erfasste. Nach einer inhaltlichen Einführung durch Mag.a Andrea Urthaler und unter Moderation von Dr.in Itta Tenschert teilten Dr.in Christine Baur und FH-Prof.in Mag.a Dr.in Eva Fleischer im Rahmen eines Erzählcafés im Innsbrucker Autonomen FrauenLesbenZentrum am Freitag, den 13.04.2018, ihre Erinnerungen über zwei frauenbewegte Initiativen: das FrauenGesundheitsZentrum Tirol und die Frauengruppe gegen Gen- und Reproduktionstechnologien.
In Innsbruck setzten sich seit den 1970er-Jahren verschiedenste Frauengruppen und -initiativen mit dem Zusammenhang von Körper und Autonomie auseinander. Dabei wurde beispielsweise die Straffreiheit von Schwangerschaftsabbrüchen sowie Information über Verhütungsmittel gefordert und das Kennenlernen bzw. Verstehen des eigenen Körpers sowie der eigenen Sexualität – mittels Frauenhandbüchern, Selbstuntersuchungen und Selbsterfahrung – gefördert. Brennpunkt der Entstehung der vielfältigen aktionistischen, politischen, reflexiven und körperbezogenen Frauengruppen waren der Arbeitskreis Emanzipation und Partnerschaft, das Autonome FrauenLesbenZentrum Innsbruck und die Universität Innsbruck.
So schlossen sich etwa 1987 acht engagierte Frauen zur Frauen/Lesbengruppe gegen Gen- und Reproduktionstechnologien (1987–1991) zusammen, die sich mit den Themen Ökologie, Kapitalismus, Medizinkritik, Reproduktionsmedizin und Eugenik befassten. „Wir waren eine gemischte Gruppe aus Studentinnen und informierten Bürgerinnen, die in den Gen- und Reproduktionstechnologien einen Knotenpunkt der wesentlichen patriarchalen Herrschaftsverhältnisse sah. Wir haben uns das Spezialwissen selbst angeeignet, mit Wissenschaftlern diskutiert und viele, teils spektakuläre Aktionen durchgeführt“, erzählt eine damalige Aktivistin, FH-Prof.in Mag.a Dr.in Eva Fleischer. Das ehrgeizige, nahezu „größenwahnsinnige“ Ziel der Gruppe war es, Genmanipulation und Reproduktionstechnologie zu verhindern. „Unsere Fundamentalopposition wurde allerdings mit der Einführung von gesetzlichen Regelungen und der Einsetzung von Ethikkommissionen obsolet. Heute sind die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin, der medizinischen Gentechnologie, aber auch der plastischen Chirurgie noch um vieles weiter, als wir uns dies früher je hätten vorstellen können“, setzt FH-Prof.in Mag.a Dr.in Eva Fleischer fort. So haben sich etwa Schönheits-OPs von Schamlippen (Schamlippenmodifikationen) in Österreich von 2001 bis 2011 verfünffacht.1 Einerseits wird damit die Selbstbestimmung an die Spitze getrieben, andererseits der weibliche Körper bis in die intimsten Sphären definiert.
Bereits seit 1977 gab es in der autonomen Frauenszene Bemühungen zu einer besseren, frauenspezifischen medizinischen Betreuung mit begleitender Beratung. 1998 schließli